Linz, 26.01.2016 – „Kleine Fische wie Pöttinger werden sich zu einem Schwarm vereinigen müssen, um gegen die großen Fische unserer Branche bestehen zu können.“ Lisa Wöss, Innovationsmanagerin des Landtechnikunternehmens aus Grieskirchen, formuliert eine der Kernaussagen der LCM-Studie „Human-Time-Machine – Zukunftsradar 2030“. In Kooperation mit dem Institut für strategisches Management (ism) der Johannes Kepler Universität Linz hat LCM dafür zahlreiche Experteninterviews, eine internationale Delphi-Studie mit 170 Teilnehmern sowie mehrere Foresight-Workshops mit den Unternehmen Atos, Fronius, LineMetrics, Pöttinger und Rosenbauer durchgeführt. Am Montag Abend (25.01.2016) wurden die Ergebnisse vor rund 70 geladenen Gästen im Linzer Ars Electronica Center präsentiert.

00039 Bildcredits: LCM | Hermann Wakolbinger: Im Bild: Präsentation im DeepSpace ARS Electronica Jänner 2016

00017 Bildcredits: LCM | Hermann Wakolbinger: Im Bild: Dr. Thomas Buchegger, Linz Center of Mechatronics GmbH, Mag. Wolfgang Berger, Berger Consulting – Moderation

00021 Bildcredits: LCM | Hermann Wakolbinger: Im Bild: Publikum DeepSpace ARS Electronica Jänner 2016

„Vielleicht werden Landwirte im Jahr 2030 im Büro sitzen und ihre Erntemaschinen auf Basis jener Daten dirigieren, die sie aus einer Cloud beziehen, die von mehreren Landtechnikunternehmen mit Daten gefüttert wird“, zeichnet Lisa Wöss ein für ihr Unternehmen durchaus realistisches Szenario. Angesichts der Kräfteverhältnisse in der Landtechnik-Branche müsse man die Wettbewerbssituation kleiner Unternehmen durch die Bildung von Unternehmenskonsortien stärken, argumentiert Wöss. Immerhin sei Weltmarktführer John Deere mit 59.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 36 Mrd. US$ im Vergleich zu Pöttinger mit 1.600 Mitarbeitern und 317 Mio. Euro Umsatz ein Goliath. „Den Mut, eigene Daten über eine gemeinsame Plattform potenziellen Mitbewerbern offenzulegen, um ganze Prozessketten digitalisieren zu können, muss man im Interesse der gemeinsamen Sache einfach aufbringen“, sagt Wöss. „Dann wird man mit Schwarmintelligenz – also smart Farming – auch gegen große Player bestehen können.“

14-Jähriger sieht unumkehrbare Technologiesprünge

00064 Bildcredits: LCM | Hermann Wakolbinger: Im Bild: Lorenzo Tural, Unternehmer und Experte für disruptive Innovationen, DI Gerald Schatz, Linz Center of Mechatronics GmbH, Prof. Franz Strehl, Institut für strategisches Management | Johannes Kepler Universität Linz

Wie weit gediehen die Digitalisierung der Landwirtschaft schon ist, skizziert der 14-jährige Unternehmer und Experte für disruptive Innovationen Lorenzo Tural. „Schon jetzt gibt es Spargelfelder mit speziellen Spargel-Sonden, die auf Basis von unterirdischen Messwerten und Wetterprognosen voraussagen, wann der Spargel geerntet werden sollte. Darauf werden dann Werbe- und Verkaufsaktionen abgestimmt. Als bereits unumkehrbar sieht Tural etwa den Trend zum selbstfahrenden Auto. „Irgendwann werden herkömmliche Autos aus den Innenstädten verbannt werden, weil sie zu gefährlich sind. Irgendwann werden Autofahrer im heutigen Sinne dann überhaupt nur noch auf Nostalgieveranstaltungen ans Steuer dürfen.“ Technologie habe es an sich, dass sie unumkehrbar sei und Verweigerer zu Außenseitern mache.

Maschinen, die auf Emotionen reagieren

Dass sich die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine intensivieren werde, steht für Bernhard Freiseisen, Strategische Planung bei der Fronius International GmbH, fest: „Intelligente Maschinen reagieren schon jetzt auf Gestik. Bald werden sie auch auf die Emotionen ihres menschlichen Gegenübers reagieren können und etwa das Arbeitstempo anpassen.“ Die sich abzeichnende Wende von einer produkt- hin zu einer anwenderorientierten Industrie werde auch neue Berufsfelder entstehen lassen. „Angesichts der ständig wachsenden digitalen Informationen über Kunden und Produkte wird die kreative Dateninterpretation zu einer Schlüsselqualifikation werden“, prognostiziert Freiseisen. „Damit werden auch geisteswissenschaftliche Disziplinen an Bedeutung in der Technik gewinnen.“

Große Vertrauensbasis, heftige Diskussionen

00047 Bildcredits: LCM | Hermann Wakolbinger: Im Bild: Lorenzo Tural, Unternehmer und Experte für disruptive Innovationen, DI Gerald Schatz, Linz Center of Mechatronics GmbH

In manchen Branchen wird kein Stein auf dem anderen bleiben, stellte LCM-Geschäftsführer Gerald Schatz fest. Insbesondere der 3D-Druck, der die kostengünstige Produktion von Einzelstücken ermögliche, werde manche Branchen bis zur Unkenntlichkeit verändern. „In China können Sie schon jetzt ganze Häuserwände ausdrucken lassen, die dann vor Ort zu einem kompletten Haus zusammengeschraubt werden“, nennt Schatz eine für die Baubranche möglicherweise disruptive Entwicklung. Ähnlich bahnbrechend ist auch das Konzept von Local Motors, einem Unternehmen, das schon jetzt Autos aus dem 3D-Drucker anbietet. Die Suche nach der Zukunft der Industrie habe in den Workshops mit Atos, Fronius, LineMetrics, Pöttinger und Rosenbauer mitunter zu heftigen Diskussionen geführt. „Auf der anderen Seite war es nicht einmal nötig, eine Verschwiegenheitsklausel zu unterschreiben, weil es zwischen allen Teilnehmern sehr schnell eine große Vertrauensbasis gegeben hat“, betont Schatz.

Fortsetzung der Zeitreise bereits fixiert

00010 Bildcredits: LCM | Hermann Wakolbinger: Im Bild: Dr. Bernhard Bergmair, Linz Center of Mechatronics GmbH, DI Gerald Schatz, Linz Center of Mechatronics GmbH, Dr. Thomas Buchegger, Linz Center of Mechatronics GmbH

Während die an der ersten Runde des Zukunftsradars beteiligten Unternehmen gerade dabei sind, die Ergebnisse in konkrete Pilotprojekte zu übersetzen, ist dessen Fortsetzung bereits beschlossene Sache. „Diese Exkursion in die Zukunft der industriellen Produktion hat ein enormes Echo ausgelöst. Deshalb werden wir die Workshops auch dieses Jahr wieder anbieten“, erklärt Thomas Buchegger, Initiator der „Human-Time-Machine – Zukunftsradar 2030“ und LCM-Mitarbeiter. (Bei Interesse an Workshops etc weitere Informationen finden Sie HIER.)

Zwischenbilanz im Deep Space

Mit rund 70 Gästen war der Deep Space des Ars Electronica Centers Linz bei der Präsentation der ersten Ergebnisse des „Human-Time-Machine – Zukunftsradars 2030“. bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter den Reisenden in die Zukunft der Industrieproduktion waren Unternehmensvertreter der voestalpine, Palfinger AG, AVL List GmbH, Engel, Primetals Technologies Austria, Robert Bosch AG, PHOENIX CONTACT, SKIDATA, STIWA Automation, Salvagnini Maschinenbau GesmbH, Greiner, Keba, Trumpf uvm. (PR Arbeit | Text: Dr. Franz-Georg Lachner: Haslinger, Keck)

Wir bedanken uns bei all unseren Gästen, Vortragenden und Mitwirkenden für die Veranstaltung. Anbei finden Sie eine Auswahl an Bildern die gestern entstanden sind bzw ein ORFOÖ-Beitrag von diesem Abend. Für weitere Fragen zur Veranstaltung | Fotos | Pressematerialien steht Ihnen Frau Mag. Doris Prohaska, BSc, MBA, Marketing | Kommunikation Linz Center of Mechatronics GmbH, gerne zur Verfügung.

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